Mein Freund arbeitet bei einem großen IT-Dienstleister. In der letzten Zeit erzählte er mir viel von der Veränderung des Unternehmens hin zu mehr Agilität. Es stellt gefühlt alles auf den Kopf – bis hin zum Firmennamen. „Das finde ich echt mutig“, sagte ich und fragte: „Wie kann das funktionieren?“ Daraufhin er: „Wir haben eben eine gute Unternehmenskultur.“ – „Was genau meinst Du denn damit?“, fragte ich weiter. „Also, das ist wohl eher so ein Gefühl …“
Ist das nicht interessant? Im Grunde weiß jeder, was mit ‚Unternehmenskultur‘ gemeint ist, aber kaum einer kann sie wirklich beschreiben. Und deshalb will ich heute einen Einblick geben, was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Rolle die Unternehmenskommunikation dabei spielt und welche Konsequenzen sich daraus für Veränderungsprozesse ergeben. (Lesezeit: ca. 4 Minuten):
Wie Kultur entsteht
Obwohl jeder zu wissen scheint, was mit ‚Kultur‘ gemeint ist: Ein allgemein gültiges und für jeden gleichermaßen geltendes Verständnis gibt es nicht. Kultur ist komplex:
Kultur kann dann entstehen, wenn sich mehrere Menschen in einer Gemeinschaft zusammenfinden. Ihnen ist bewusst, dass jeder einzelne einzigartig ist. Und jeder akzeptiert diese Einzigartigkeit des anderen. Gleichzeitig bildet sich über einen längeren Zeitraum hinweg ein Bewusstsein dafür, welches Verhalten innerhalb dieser Gemeinschaft rational und emotional akzeptiert wird und deshalb fortan als ‚normal‘ gilt. So entstehen Werte, Regeln, Normen etc., die das Verhalten der Gemeinschaft steuern. – Kommunikation spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn nur sie ermöglicht den Austausch und die Einigung darüber, was normal ist.
Wechselwirkung zwischen Kultur und Kommunikation
Interessant für zwischenmenschliche Beziehungen ist, dass die so entstandene Kultur wie ein Filter für die Wahrnehmung wirkt. Das heißt, sie beeinflusst die Art und Weise, wie wir interpretieren, was wir wahrnehmen, und folglich wie wir kommunikativ damit umgehen. – An dieser Stelle wird die Wechselwirkung zwischen Kultur und Kommunikation erkennbar: Kommunikation lässt Kultur entstehen und gleichzeitig beeinflusst Kultur die Art, wie wir kommunizieren.
Damit wird deutlich, warum es in der Kommunikation manchmal knirscht: Denn wenn ich meinen Gesprächspartner verstehen möchte, ist es hilfreich zu wissen, von welcher Kultur und Erfahrung er geprägt ist. Ansonsten sind Missverständnisse vorprogrammiert.
Unternehmen und ihre Kultur
Im Grunde lässt sich der Kulturbegriff direkt auf Unternehmen übertragen: Daran angelehnt kann Unternehmenskultur also beschrieben werden als das implizite Bewusstsein eines Unternehmens, das sich im Laufe der Zeit aufgrund von Erfahrung und Verhalten aller Beteiligten gebildet hat und von diesen als ‚normal‘ akzeptiert worden ist. Die daraus entstandenen Normen, Werte, Denkmuster etc. steuern die Art und Weise, wie die im Unternehmen tätigen Menschen kommunizieren und ihren Aufgaben nachkommen.
Unternehmenskultur – ein „wertvolles“ Gefühl
Eine starke Unternehmenskultur hat einen hohen Wert für Ihr Unternehmen. Denn sie
- bietet Orientierung,
- schafft Loyalität und ein Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden zum Unternehmen,
- wirkt motivierend sowie sinn- und identitätsstiftend,
- verleiht dem Unternehmen ein Profil und
- erleichtert die Kommunikation.
Das setzt voraus, dass die Unternehmenskultur in allen Bereichen des Unternehmens akzeptiert wird und wahrnehmbar ist, z. B. durch Unternehmenskommunikation und ‑sprache, Leitbild (Mission, Vision, Ziele, Werte), Corporate Design, Büroarchitektur etc.
Die Krux mit der Tiefenstruktur der Unternehmenskultur
Doch das Offensichtliche allein ist nicht einmal die halbe Miete. Entscheidend ist, was tiefer liegt: Verhaltensmuster, Haltungen, Einstellungen, Sichtweisen, Glaubenssätze u. ä. sind meist verborgene Schätze. Sie liegen wie bei einem Eisberg unter der Oberfläche und wirken subtiler als das, was wir rational von außen erfassen können. Die tatsächlich gelebte Unternehmenskultur erschließt sich demnach nicht auf den ersten und meist auch nicht auf den zweiten Blick. Sie zeigt sich eben – wie mein Freund sagte – als „ein Gefühl“.
Unternehmenskultur als Schlüssel für erfolgreiche Change Prozesse
Wenn Sie innerhalb eines Unternehmens erfolgreich und nachhaltig etwas verändern möchten, tun Sie deshalb gut daran, gerade diese verborgenen Konzepte der Unternehmenskultur frühzeitig im Change Prozess zu berücksichtigen. – Aber wie kommen Sie an die Tiefenstrukturen der Unternehmenskultur?
Beobachten Sie Ihre Mitarbeitenden in Ihrem Arbeitsumfeld:
- Wie denken sie und wie verhalten sie sich?
- Wie kommunizieren sie?
- Welche Werte liegen ihren Handlungen zugrunde?
- Welche Haltung haben sie?
- Was motiviert bzw. demotiviert sie?
- Welche Faktoren fördern ihr individuelles und gemeinsames Lernen?
Interviews, die viel Raum für Erzählungen lassen, liefern Ihnen Erkenntnisse, die – gekoppelt mit diesen Beobachtungen – Unternehmenskultur transparenter machen. Die Fähigkeit, systemisch zu denken, sowie Einfühlungs- und analytisches Denkvermögen sind Grundvoraussetzungen dafür, den Schatz erfolgreich aus der Tiefe zu heben.
Unternehmenskultur verändern
Sollten Sie feststellen, dass die aktuelle Unternehmenskultur Veränderungen grundsätzlich behindert, empfehle ich folgende Vorgehensweise:
- Etablierung eines internen Kommunikationsmanagements, das – unter Berücksichtigung der aktuellen Unternehmenskultur – alle Mitarbeitenden achtsam und kontinuierlich informiert, sodass diese verstehen, weshalb die Unternehmensführung welche Ziele erreichen möchte, und was sie dafür tut.
- Mitarbeitende an Denkprozessen beteiligen und ihnen die Möglichkeit geben, über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen.
- Führungskräfte schulen, sodass sie durch ihr Verhalten Vorbild sein können.
- Weiterbildungsangebote für Persönlichkeitsentwicklung und Selbstorganisation.
- (Auch kurzfristige) Erfolge sichtbar machen.
- Umfragen durchführen und über deren Ergebnisse berichten.
- Und zum Schluss: Veränderungen in der neuen Unternehmenskultur als „normal“ verankern.
Fazit:
Dass das ein langwieriger Prozess ist, der nicht nur Ausdauer, sondern konsequente, kompetente Begleitung braucht, liegt auf der Hand …
Dem IT-Unternehmen, in dem mein Freund arbeitet, gratuliere ich aufrichtig: Offenbar ist die Belegschaft nicht nur veränderungsbereit; vielmehr sind Veränderungen längst in der DNA ihrer Unternehmenskultur verankert. – Was für ein unschätzbarer Wert in diesen bewegten Zeiten …
Wann möchten Sie Ihr Unternehmen entsprechend aufwerten? Rufen Sie mich an. Ich unterstütze Sie in Ihrem Veränderungsprozess von der Analyse der Unternehmenskultur bis hin zur Schulung Ihrer Mitarbeitenden und Führungskräfte.
Herzlich grüßt
Ihre
Sabine Benken
Soziale Medien