Kürzlich baten mich Teilnehmer eines Change-Seminars um Tipps zum Umgang mit Ungewissheit. – Dieses Thema treibt irgendwie jeden um. Sie auch? – Ich kann jedenfalls ein Liedchen davon singen. Aber damit verschone ich Sie und schreibe lieber einen Blogbeitrag. - Darin gebe ich allerdings keine theoretischen Ansätze wieder, wie sie schon vielfach nachzulesen sind. Stattdessen beschreibe ich, was sich für mich im Umgang mit Ungewissheit praktisch und konkret als zielführend erwiesen hat. Und deshalb, liebe LeserInnen, werde ich in diesem Impuls-Blog mal ganz persönlich: (Geschätzte Lesezeit: ca. 3 Minuten)
Vor etwas mehr als zwei Jahren kam das Leben, wie ich es über Jahrzehnte kannte und dessen Annehmlichkeiten ich schätzte, erdrutschartig ins Wanken. Man kann es sich kaum vorstellen: Alles – und ich meine wirklich alles – war plötzlich anders. Stabilität: Fehlanzeige. Ungewissheit: überall. Sorgen und Herausforderungen: jede Menge. – Und dann kam auch noch Corona …
Ich kann heute nicht gerade sagen, ich hätte alles gut überstanden. Nein, die Ungewissheit ist geblieben. Aber ich habe gelernt, mich mit ihr zu arrangieren und an ihr zu wachsen:
1. Ungewissheit akzeptieren
Ungewissheit gehört zu unserem Leben – heute noch mehr als gestern. Sie wird nicht verpuffen wie eine Seifenblase, denn wir leben in Zeiten, in denen schneller Wandel normal und garantierte Sicherheit unrealistisch geworden sind. Für mich war also der wichtigste Schritt im Umgang mit Ungewissheit, sie zu akzeptieren und ihr das Beste abzugewinnen. – Wie? Das erfahren Sie gleich
2. Ungewissheit mit realistischem
Optimismus begegnen
Ich bin ein optimistischer Mensch mit gesundem Urvertrauen. Und ich habe das Glück, von Menschen umgeben zu sein, mit denen ich mich konstruktiv austauschen kann und die es gut mit mir meinen. Hingegen meide ich diejenigen, die die Zukunft schwarzmalen, mich mit ihrer Unkerei runterziehen und meine Ungewissheit verstärken. – Realistischer Optimismus und die Zuversicht, dass sich alles auf irgendeine Weise zum Guten wendet, helfen nach meiner Erfahrung mehr, als sich in Spekulationen zu verstricken, die auch nur auf vagen Annahmen beruhen.
3. Auch in Zeiten der Ungewissheit die
Richtige Entscheidung treffen
Angst und andere starke Emotionen sind eine ungünstige Basis, um Entscheidungen zu treffen. Sorglosigkeit ist allerdings auch keine Lösung. – Ich habe mir deshalb angewöhnt, meine Gefühle grundsätzlich ernst zu nehmen. Gleichzeitig hinterfrage ich sie, um meine (dahinter verborgenen) Bedürfnisse aufspüren und besser mit ihnen umgehen zu können.
In emotional kritischen Situationen, die durchaus lähmend wirken können, sorge ich schnellstmöglich dafür, dass ich wieder einen kühlen Kopf bekomme (s. u.). Denn dann erst bin ich in der Lage, mich konstruktiv mit Themen auseinanderzusetzen, selbstbewusst über den nächsten Schritt zu entscheiden und sogar einen Plan B zu entwickeln. – Das Spannende, liebe LeserInnen, ist, dass alle Entscheidungen dann auch die richtigen sind. – Warum? Ja, weil mich jede Entscheidung – ob gut oder schlecht – weiterbringt. Fehler zu machen, ist nämlich nach meiner Erfahrung nicht schlimm, solange ich daraus Schlüsse für die Zukunft ziehe.
4. Mit kühlem Kopf durch unsichere
Gewässer
Vielleicht kennen Sie das: Gedanken, die immer wieder um Ereignisse in der Vergangenheit kreisen, die man nicht mehr beeinflussen kann. Man verstrickt sich und verstärkt dadurch das dumpfe Gefühl von Unsicherheit oder belebt sogar einen alten Schmerz. – Wie soll man da Abstand gewinnen und einen kühlen Kopf bewahren? – Mir helfen Achtsamkeitsübungen, Ablenkung (z. B. durch Lesen), der zielgerichtete Blick nach vorn sowie dieser Tipp von einem meiner Lehrer:
„Wenn Deine Gedanken kreisen, dann lenke sie bewusst mit einfachen Aufgaben um: Geh z. B. in die Natur. Schau nach links und erzähle Dir im Stillen, was Du dort siehst. Richte Deinen Blick nach vorn und nehme wahr, was da passiert. Was ist rechts und was ist über Dir? Welche Geräusche hörst Du? Was riechst Du? Etc.“ – Das ist so einfach wie wirkungsvoll. Versprochen.
5. Ungewissheit Schritt für Schritt den
Schrecken nehmen
In Momenten, in denen das Neue und Ungewisse mich zu überwältigen drohen, hilft mir meine Fähigkeit, Aufgaben zu priorisieren und in kleinen Schritten abzuarbeiten. So schrumpft zwar der Berg an Herausforderungen nicht sofort, aber er wird bewältigbar und verliert seinen Schrecken. Die Erfahrung, dass ich auch mit kleinen Schritten ans Ziel komme und ich dadurch sogar flexibler bin, macht mir Mut, festigt mein Selbstvertrauen, unterstützt meine Zuversicht und erhält meinen Optimismus.
6. Ungewissheit nutzen, um Neues zu wagen
Und Chancen wahrzunehmen
Am meisten verblüfft mich immer wieder, welche Türen sich auftun und wie sich mein Horizont erweitert, wenn ich meine eigenen Grenzen über- und neue Wege beschreite: Was habe ich in den letzten zwei Jahren alles gelernt? Welche Herausforderungen habe ich gemeistert? Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Wie viele großartige Menschen durfte ich kennen- und schätzen lernen? Welche Chancen ergaben sich für mich? – Und das nur, weil ich meine Komfortzone verlassen und den Sprung ins kalte Wasser riskiert habe. – Ich möchte nichts davon missen. Denn ich bin an all dem gewachsen.
7. Auch in der Ungewissheit ein
Zielorientierter Macher bleiben
Aktiv ins kalte Wasser zu springen, ist besser, als hineingeschubst zu werden. Das zumindest ist meine Überzeugung. Denn auch wenn ich meine Komfortzone verlasse, so möchte ich doch mein Leben so führen, dass es sich für mich lohnt. Schließlich bin ich ein zielorientierter Macher und kein „Opfer der Umstände“. Die zentrale Frage für mich ist also: Was kann ich aktiv dazu beitragen, dass mein Leben in jeder Situation lebensfreundlich bleibt?
Ungewissheit im beruflichen Umfeld
Diese 7 Empfehlungen gelten übrigens nicht nur im privaten, sondern gerade auch im beruflichen Umfeld. Wenn Sie also das Gefühl haben, Sie können mit den Veränderungen in Ihrem Job nicht mithalten, Ihre bisherigen Erfolgsrezepte greifen nicht mehr, Ungewissheit und Unsicherheit umgeben Sie, dann versuchen Sie sich doch mal an folgendem Gedankenspiel:
„Nur mal angenommen, ich lasse mich neugierig und unvoreingenommen auf das Ungewisse ein und heiße das Neue willkommen: Welche Perspektiven ergeben sich daraus für mich? Was könnte ich dann? Was würde sich für mich ändern? Und wie fühlt sich das für mich an?“
Nun, ich weiß es ja nicht. Aber ich habe die Vermutung, dass Sie schließlich sogar Lust dazu haben, einfach mal ins kalte Wasser zu springen …
Und wie ist es mit Ihnen?
Welche Erfahrungen haben Sie mit Ungewissheit gemacht? – Schreiben Sie mir. Ich bin gespannt.
Ihre
Sabine Benken
Soziale Medien